Was ich aus dem Spitzensport gelernt habe – Teil 4/5
Der Leistungssport war für mich eine absolute Lebensschule, daher möchte ich dir in den nächsten Wochen einige Key Learnings aus dieser Zeit näherbringen und erläutern.

Im letzten Artikel habe ich über das Thema «Resilienz» gesprochen und wie wichtig es ist an seinen Zielen festzuhalten, auch wenn es nicht immer auf Anhieb funktioniert.  

Im vierten Teil geht es nun um das Thema «Die Wichtigkeit eines funktionierenden Teams».

„Fabienne, du bist Einzelsportlerin, was genau willst du uns über das Thema Teamentwicklung erzählen?“ Ein Spruch, den ich immer wieder höre, wenn ich neu mit einem Team zusammenarbeite. Ja, ich war eine Einzelsportlerin, doch hatte ich zu meinen besten und erfolgreichsten Zeiten ein Team von bis zu 10 Personen um mich herum. Ohne dieses Team hätte ich all diese Erfolge nicht feiern und die Herausforderungen nicht so gut bewältigen können. Ich habe dieses Team über mehrere Jahre aufgebaut und habe es mit viel Leidenschaft und Freude geführt. Mein Team war meine Stütze, meineAntreiber, meine Motivation, aber gleichzeitig auch meine Kritiker.

Ja, am Schluss war ich diejenige, die auf dem Platz gestanden ist und die Leistung abrufen durfte. Doch das ist lediglich die Spitze des Eisberges, der Bereich, der von Aussen sichtbar ist. Was man nicht sieht, ist die harte Arbeit, die man tagtäglich reinsteckt (wie im letzten Artikel beschrieben), die vielen Menschen im Hintergrund, die alles dafür geben, dass ich meinen Traum leben darf, dass ich auf den Moment hin meine Bestleistung abrufen und mich am Ende „nur“ auf meine Arbeit fokussieren kann.

Wenn wir über High Performing Teams sprechen, gibt es verschiedene Bereiche, die ausschlaggebend sind, zu beschreiben würde den Rahmen sprengen, doch einige Punkte möchte ich gerne hier festhalten.

Im ersten und wohl wichtigsten Schritt geht es darum einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das war in unserem Fall „mein“ Ziel wie zum Beispiel die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Das heisst, es war wichtig, mein Team dafür zu begeistern, sie mit ins Boot zu holen, und mein Ziel zu unserem Ziel zu machen.

Ein anderes Beispiel dafür ist, als ich nach meinem Rücktritt die Leitung der Volunteers beim VP Bank Swiss Ladies Open (Ladies European Tour Event) während 2 Jahren übernommen habe. Ich wollte den Spielerinnen genau das bieten, was ich mir als ehemalige Spielerin von Volunteers immer gewünscht hatte, ich wollte ihnen ein zweites Zuhause schaffen, wo sie sich wohlfühlen und die Wertschätzung und Unterstützung von allen Helferinnen und Helfern spüren. Das ist ein, wenn auch nur ein kleines, Puzzleteil für gute Leistungen, sich wohlzufühlen, sei es im Sport oder aber auch bei der Arbeit in einer Unternehmung. Und diese Vision durfte ich auf 200 Freiwillige übertragen, sie mit ins Boot holen und genau das umsetzen. 

Und ob ich nun 10 Personen für meine Ziele begeistern darf oder 200 Personen spielt keine Rolle, denn in beiden Fällen habe ich es einerseits durch meine Leidenschaft für die Aufgabe, den Job oder das Ziel gemacht, andererseits durch das Vorleben und last but not least natürlich auch der offenen Kommunikation, dem Verständnis und der Wertschätzung gegenüber jedem einzelnen, das heisst unter anderem auch eine Psychologische Sicherheit zu schaffen. Denn all das schafft Vertrauen und Vertrauen ist und bleibt die Basis für ein erfolgreiches Team.

Ein weiterer sehr zentraler Punkt war die Diversität in meinem Team, wie auch bei den Volunteers. Meine Teams bestanden aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, alle mit ihren individuellen Stärken und Fähigkeiten. Genau durch diese Diversität können kreative Lösungsansätze, sowie neue Wege und inspirierende Inputs entstehen. Aber auch unterschiedliche Arten von Motivation und Kommunikation genutzt werden, vor allem, was die konstruktive Kritikfähigkeit betrifft, je nach Situation und Gefühlslage. Das heisst ich war mir der Nützlichkeit der unterschiedlichen Charaktere in meinen Teams absolut bewusst.

Die Kommunikation, sowie auch die Psychologische Sicherheit habe ich bereits erwähnt, aber ich bin fest davon überzeugt, dass gerade diese Punkte ein Team durch Krisensituationen führen kann.

Olympia wäre ohne mein Team nicht möglich gewesen, ein gut funktionierendes Team war notwendig, um durch diese Krise zu kommen und das Ziel doch noch zu erreichen. Doch dieses gut funktionierende Team entsteht nicht in der Krise, wie viele immer meinen, es entsteht viel früher, sei es in Momenten des Erfolges oder der kleineren Hürden, genau da werden die Bausteine gelegt, um grössere Herausforderungen gemeinsam meistern und bewältigen zu können.

Die Wichtigkeit eines funktionierenden Teams also ein weiteres Key Learning, welches ich aus meiner Zeit als Spitzensportlerin mitgenommen habe und nun tagtäglich in der Arbeit mit Persönlichkeiten und Teams anwende, weitergebe, aber auch umsetze.